| Lukas Kayser
Wie du für ein Vorstellungsgespräch übst
Damit du für den Ernstfall vorbereitet bist

Trudelt die Zusage zu einem Vorstellungsgespräch bei dir ein, ist das ein grandioser Moment, denn einerseits bietet sich dir so eine Chance, deinen Traumjob zu ergattern, auf der anderen Seite zeigt es, dass du bereits einiges richtig gemacht hast. Das reicht leider aber noch nicht, um in deinen Traumjob einsteigen zu können. Es ist lediglich der erste Schritt – es gilt, das Wichtigste zu bestehen: Das Vorstellungsgespräch. Für manche scheint ein Vorstellungsgespräch ein gemütlicher Spaziergang zu sein, aber für viele stellt es häufig eine einschüchternde Situation dar. Je nach Größe eines Unternehmens können dir schon mal fünf oder sechs Leute gegenübersitzen, von denen sich die Hälfte lediglich Notizen macht oder – auch ein seltsamer Moment, der einen schnell verunsichern kann – sich wie in der Schule ständig Zettelchen hin- und herschiebt. Auch der Personaler, der den "bösen Cop" mimt und dich mit provozierenden Fragen in die Mangel nehmen möchte, um zu schauen, wie du reagierst, ist nicht gänzlich ausgestorben.
Mit der Zeit wirst du in verschiedenen Vorstellungsgesprächen Erfahrungen sammeln, dir deiner Fehler bewusst werden und für dich selbst lernen, in welchen Bereichen du dich verbessern kannst und wie du in bestimmten Situationen reagieren solltest. Aber seien wir ehrlich: Du möchtest natürlich nicht erst hundert Vorstellungsgespräche durchmachen müssen, bis du den Dreh irgendwie raushast. Du willst die Personalchefs in relativ kurzer Zeit von dir und von deinen Fähigkeiten überzeugen – klar, dass du in einem solchen Moment nicht unbedingt tiefenentspannt gehst. Die gute Nachricht ist: Du kannst dich darauf vorbereiten und sozusagen für den Ernstfall üben.
Alles, was du dafür brauchst, ist eine Person, der du vertraust und von der du konstruktives, aber ehrliches Feedback erwarten kannst – ein guter Freund etwa oder ein Familienmitglied. Wichtig ist, dass sie keine Kritik scheut, wo Kritik angebracht ist. Wie du dabei am besten vorgehst, erfährst du jetzt:
1. Entscheide dich, woran du arbeiten möchtest
Was bringt dich am Prozess des Vorstellungsgesprächs am ehesten ins Stolpern? Ist es eine bestimmte Phase des Bewerbungsgespräches? Bekommst du deine Stärken nicht genau auf den Punkt? Weißt du nicht, wie du auf die Frage nach deinen Schwächen und Fehlern antworten sollst? Wischst du dir im 30-Sekunden-Takt die Haare aus der Stirn? Oder ist das Vorstellungsgespräch von der Begrüßung bis zur Verabschiedung für dich ein Buch mit sieben Siegeln, bei dem du zu keinem Zeitpunkt genau weißt, wie du dich eigentlich verhalten sollst?Nimm dir Zeit und reflektiere die Bereiche, in denen du am ehesten Probleme hast. Auch hier kann es helfen, dir die Meinung anderer einzuholen. Überlege, worin du dich verbessern möchtest und setze dir ein klares Ziel.
2. Mach dir eine Liste mit Übungsfragen
Es gibt vielleicht ein paar Fragen, die dich regelmäßig ins Trudeln bringen und dich so dahin schwadronieren lassen in der Hoffnung, irgendwann doch noch den roten Faden zu finden. Schreib dir diese Fragen auf. Misch sie mit anderen Fragen nach deinen Erfahrungen, Zielen und Fähigkeiten, die du in den Job einbringen kannst. Und nicht immer stellen Personaler in einem Vorstellungsgespräch alle der gängigen Fragen: Informiere dich also ruhig, welche Fragen in Vorstellungsgesprächen häufig gestellt werden, und bereite dich auch auf diese vor, die dir bisher noch nicht untergekommen sind.3. Suche dir einen guten Sparringspartner
Wichtig ist, dass du dich in der Vorstellungsgesprächssimulation wohl fühlst, deswegen ist es von Bedeutung, jemanden zu wählen, der dich respektiert und um deine Interessen weiß, sich aber auch nicht scheut, dir deine Schwächen und die Dinge, die du nicht so gut gemacht hast, aufzuzeigen und dir im besten Fall auch Verbesserungsvorschläge mit an die Hand zu geben. Das kann dein bester Freund sein, eine ehemalige Chefin, ein Dozent, mit dem du dich sehr gut verstehst, oder auch deine Mutter. Wenn dein Übungspartner auch noch Erfahrung als Personaler oder Interviewer hat, umso besser.4. Entwerfe einen Rahmen für eure Übung
Dieser Punkt mag dich erst einmal irritieren. Wofür einen Rahmen entwerfen? Ihr führt eine Konversation, die einem Vorstellungsgespräch nachempfunden ist, eigentlich ist das doch schon selbsterklärend?Beginnen wir mit dem Punkt, den viele leicht übersehen: dem Format. Meist führst du das Vorstellungsgespräch direkt vor Ort, aber auch Telefon- oder Skype-Vorstellungsgespräche sind inzwischen längst kein Hexenwerk mehr. Die Art des Mediums solltest du vor der Übung unbedingt festlegen, schließlich hat es entscheidenden Einfluss. Vielleicht bist du am Telefon der Inbegriff von Souveränität, weil deine nervöse Körpersprache hier keine Rolle spielt. Oder es geht dir eben um diese Körpersprache, die du verbessern willst. Vielleicht findest du auch ein Gespräch via Skype am unangenehmsten, weil du nicht weißt, ob du auf den Bildschirm oder lieber in die Kamera schauen sollst. Richte dein Augenmerk auf die Gesprächsart, die dir am ehesten weiterhilft.
Außerdem ist die Übung effektiver, wenn du sie ernst nimmst und gleich von Beginn an wie ein Bewerber agierst. Hast du dich z.B. dafür entschieden, das Vorstellungsgespräch von Angesicht zu Angesicht zu simulieren, betrete den Raum so, wie du ihn bei einem richtigen Bewerbungsgespräch beträtest. Du bist der Kandidat und dein Übungspartner der Personaler und so trittst du ihm entgegen. Ihm die Faust zu geben oder ihn zu fragen: "Was geht?" ist hier natürlich nicht angebracht. Das ist nicht nur für dich hilfreich, es gibt auch deinem Gegenüber einen guten Eindruck, wie du dich bei einem richtigen Vorstellungsgespräch verhältst. Außerdem verhindert es, dass du sofort aus der Rolle fällst und einen Zwischenabschnitt noch einmal von vorne beginnen möchtest. Es ist nämlich gut, wenn ihr das Vorstellungsgespräch in einem Stück durchgeht und nicht zwischendrin immer wieder neu ansetzt. Desto aussagekräftiger ist das Bild, das sich dein Übungspartner von deinem Auftreten machen kann.
5. Umfassendes Feedback
Der Sinn der ganzen Übung ist es, dich zu verbessern, also sollte es nicht dein Ziel sein, am Ende über den grünen Klee gelobt zu werden und zu hören, wie famos du dich geschlagen hast (außer natürlich, das war der Fall). Um aus der Übung etwas mitzunehmen, braucht es ehrliches, umfassendes Feedback, dessen Ansinnen es ist, dich konstruktiv weiterzubringen, selbst wenn es das eine oder andere Mal ein bisschen wehtun mag.Es hilft dir, während der Übung Notizen zu machen – wie du es auch während eines richtigen Vorstellungsgesprächs gerne tun kannst –, um einen Überblick über die Struktur des Gesprächs zu haben und später nichts zu vergessen. Das ist auch eine gute Möglichkeit, um Pläne und Strategien zu entwickeln, wie du anders auf bestimmte Fragen antworten und reagieren kannst.
Falls du dich nach dem ersten Durchgang noch nicht sicher genug fühlen solltest, fühl dich frei und frag nach einer weiteren Runde, vielleicht in der Woche darauf, um eine frische Sichtweise zu bekommen. Je mehr Zeit du investierst, desto besser wirst du darin, desto mehr baust du dein Selbstbewusstsein aus und desto mehr schärfst du auch für dich selbst dein Profil und deine Stärken. Und außerdem ist es ein guter Vorwand, um mit einer guten Freundin oder einem guten Freund mal wieder ein Kaffee trinken oder ein Eis essen zu gehen.
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