| Leon Hillebrand
Wie du sicher gehst, dass ein Unternehmen zu dir passt
Damit du keine böse Überraschung erlebst
Auch wenn du schon auf glühenden Kohlen sitzt, du dir ausgemalt hast, so schnell wie möglich mit deiner Karriere durchzustarten, solltest du dich in Geduld üben und ein bisschen warten, bevor du den nächstbesten Job annimmst, der dir angeboten wird, um nicht Gefahr zu laufen, deinen Enthusiasmus, mit dem du dich in die Arbeitswelt stürzt, zu trüben. Sicherlich, du noch viel Zeit, um deine Karriere zu planen und an ihr zu feilen und es spricht natürlich nichts dagegen, für eine begrenzte Zeitspanne eine Stelle zu besetzen oder in einem Unternehmen zu arbeiten, das nicht gänzlich deinen Vorstellungen entspricht. Deine erste richtige Arbeit muss dich nicht gleich ganz an die Spitze katapultieren. Du solltest jedoch darauf achten, dass sie dich aber auch nicht auf deinem Karriereweg behindert oder dich sogar von ihm abbringt. Denn die Frage, ob das Unternehmen, bei dem du dich beworben hast, zu dir passt, ist wichtiger, als du vielleicht denkst.
Es ist daher wichtig, dir ein umfassendes Bild deines potenziellen Arbeitgebers zu machen und gründlich abzuklopfen, ob das mit euch beiden etwas werden kann. Hier liegen auch schon die ersten kleinen Fallstricke, die dich ins Straucheln bringen können. Viele Menschen verstehen darunter nämlich eine Recherche bei Google oder den Besuch der "Über uns"-Seite des Unternehmens. Wenn die Firma groß und bekannt ist, wird nicht selten davon ausgegangen, durch den Bekanntheitsgrad bereits ein umfassendes Bild vermittelt bekommen zu haben, schließlich weiß jeder, für wen die Firma steht. Das ist nicht verkehrt, denn du solltest natürlich eine gewisse Vorstellung von einem Unternehmen haben, wenn du in ein Vorstellungsgespräch gehst und es schadet nicht, wenn du zeigen kannst, dass du dich mit der Firma auseinandergesetzt hast. Nur solltest du es nicht dabei belassen – aus diesem Wissen kannst du wenig darauf schließen, ob es zwischen dir und deinem möglichen Arbeitgeber passt.
Das hat einen ganz einfachen Grund. Du wirst in dem Unternehmen mit verschiedenen Menschen zusammenarbeiten, die den Betrieb und auch das Arbeitsklima prägen. Und wie attraktiv dir die Stelle auch erscheint, solltest du nicht vergessen, wie wichtig es ist, mit deinen Arbeitskolleginnen und -kollegen zurechtzukommen. Die beste Position nützt dir wenig, wenn du jeden Morgen dein Zuhause mit Magengrummeln verlässt, weil dir Arbeitsatmosphäre aufs Gemüt schlägt.
Um einen Einblick in ein Unternehmen zu bekommen, musst du über die Internetrecherche hinausgehen.
1. Frage Leute, die für das Unternehmen arbeiten, nach ihren Erfahrungen
Es ist nicht immer leicht und manchmal fehlt es auch an Zeit, doch die Digitalisierung macht es dir leichter denn je, mit den Leuten, mit denen zu zusammenarbeiten könntest, ins Gespräch zu kommen. Portale wie Xing oder LinkedIn bieten dir eine übersichtliche Plattform für den ersten Schritt. Vielleicht kannst du sogar jemanden zu einem Kaffee einladen oder ein Telefongespräch vereinbaren. In einem persönlichen Gespräch erfährst du mehr als übers Internet oder auch in einem förmlichen Vorstellungsgespräch. Einige Frage die du stellen könntest:"Wie empfindest du das Arbeitsklima?"
"Was sollte jeder wissen, der neu bei euch in der Firma anfängt?"
"Was gefällt dir an der Arbeit und was nicht?"
"Würdest du mit deinem jetzigen Wissen den Job wieder annehmen?"
Es geht dabei nicht darum, das berühmte Haar in der Suppe zu finden, dennoch kannst du ruhig kreativ in deinen Fragen sein, um einen tieferen Einblick zu erhaschen. Wenn du die Motivation der anderen Angestellten kennst, kannst du abgleichen, ob das Unternehmen deinen Vorstellungen entspricht oder nicht.
2. Stalke deine zukünftigen Kolleginnen und Kollegen
Zugegeben, das klingt ein bisschen unheimlich. Natürlich bedeutet das nicht, dass du nachts um ihre Häuser schleichen oder sie den ganzen Tag über heimlich beschatten sollst, um wirklich jeden Schritt und Tritt von ihnen zu kennen. Mit dem etwas pointiert formulierten Punkt ist stattdessen gemeint, dass du die die Möglichkeiten des Internets nutzen sollst, die es dir bietet. Im Rahmen, versteht sich. Die meisten von uns haben inzwischen mindestens einen Social-Media-Account. Schau, welche Plattformen sie nutzen, was sie posten, was sie interessiert. Versuch ein paar Informationen über sie herauszufinden. Sind es Menschen, mit denen du etwas gemeinsam hast? Mit denen du dich gut verstehen würdest? Teilt ihr gemeinsame Interessen? Wenn du die Informationen nutzt, um abzugleichen, ob es zwischenmenschlich passen könnte, ist das vollkommen in Ordnung. Wenn du mit dem Fernglas im Auto vor ihren Häusern sitzt und jeden Bewegungsablauf notierst, dann offensichtlich nicht.3. Stelle Fragen, Fragen, Fragen
Es ist löblich, wenn du dich umfassend auf dein Vorstellungsgespräch vorbereitest und genug Fragen hast. Achte dabei aber darauf, dich nicht zu sehr in eine Einbahnstraße zu bewegen, heißt, stell nicht nur Fragen, die dich in einem rechten Licht präsentieren und die die Personaler von dir überzeugen sollen. Es ist ebenso wichtig, genug Fragen auszuwählen, die dir eine Antwort darauf geben, ob du selbst in diesem Unternehmen arbeiten möchtest oder ob ihr beiden vielleicht doch nicht so gut zusammenpasst.Manchmal liegt es bloß an den unterschiedlichen Auffassungen bzw. den gelegten Schwerpunkten. Bist du eher der kreative Typ, ist vielleicht ein Unternehmen mit gut durchstrukturierten, aber wenig abwechslungsreichen Arbeitsabläufen nichts für dich. Oder du fühlst dich gerade in fest definierten Abläufen besonders wohl, dann wird ein junges Start-Up, in dem du deiner Kreativität freien Raum lassen darfst, ohne leitend etwas an die Hand zu bekommen, nicht unbedingt dein zukünftiger Arbeitgeber werden.
Passt es auf dieser Ebene, solltest du dennoch die Fragen nach dem Zwischenmenschlichen und dem Firmenklima nicht vergessen. Wenn du fragst, was ihnen an ihrer Arbeit gefällt und du als Antwort "das Kantinenessen" bekommst, hat dein Gegenüber entweder einen Witz gemacht oder dir einen kleinen Einblick gegeben, der dich aufhorchen lassen sollte. Wenn du als Antwort beispielsweise "Die Kollegen" erhältst, hab keine Angst, genauer nachzufragen oder um Beispiele zu bitten. Auch bei ausweichenden Antworten solltest du nachhacken.
4. Schaffe einen direkten Draht
Wenn du im Bewerbungsgespräch sitzt, spricht nichts dagegen, die Hintergrundinformationen, die du gesammelt hast, einzusetzen, um eine Bindung zu deinen Gesprächspartnern aufzubauen. Interessiert sich dein Gegenüber für Fußball oder geht gerne ins Theater und ihr habt hier eine Gemeinsamkeit, kannst du das ruhig ins Gespräch einfließen lassen. Oder es gibt ein interessantes Merkmal in dessen Biografie, wie einen auffälligen Wechsel des Berufsfeldes. Es gibt verschiedene Punkte, an denen du anknüpfen kannst und mit denen du das Eis brichst. Dein gezeigtes Interesse weckt auch das Interesse bei deinen Gesprächspartner. Außerdem kann es Vertrauen zu dir herstellen.Aber auch hier gilt: Geh sorgsam mit den Informationen um, die herausgefunden hast. Niemand ist davon begeistert, wenn er das Gefühl hat, du hättest eine allumfassende Akte von ihm angelegt. Lass dein Wissen ganz natürlich einfließen und auch nur, wenn es passt. Und überlege dir genau, welches Wissen du nutzt. Nur weil ein Facebook-Profil öffentlich zugängig ist, ist es nicht unbedingt eine gute Idee, sie auch zu nutzen und die Abteilungsleiterin um Vorstellungsgespräch auf die ausgelassenen Strandfotos aus ihren Flitterwochen anzusprechen, nur weil du vor ein paar Jahren ebenfalls an diesem Strand Urlaub gemacht hast. Informationen von Plattformen, die den Aufbau eines beruflichen Netzwerkes zum Ziel haben wie LinkedIn oder Xing, sind da eher eine sichere Bank – was hier mitgeteilt wird, steht nicht mehr in einem alleinig privaten Kontext wie bei Facebook, sondern in einem beruflichen.
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