| Leon Hillebrand
In a nutshell...
Fünf Punkte, die du sofort aus deinem Lebenslauf streichen solltest
Neulich rief mich ein guter Freund an, bat mich vorbei zu kommen, um mir seinen Lebenslauf anzusehen. Als ich ankam, ich hatte mir noch nicht einmal die Jacke ausgezogen, sagte er: „Sorry, ich weiß, das geht besser, aber ich habe bestimmt seit sieben Jahren keine Bewerbung mehr geschrieben!“ Kein Ding. Das kriegen wir schon hin. Auf den ersten Blick: gar nicht so schlecht. Alles enthalten, was Siri dir auf die Frage Was gehört in einen Lebenslauf? ausspucken würde.
Aber auf den zweiten Blick: Ganz ehrlich Timm, vier Jahre Grundschule unter Ausbildung? Streich‘ das! Mein Freund Timm hat mir die Notwendigkeit für diesen Artikel aufgezeigt. Also, Lebensläufe raus, roten Stift zur Hand und los geht’s:
Die Sache mit den polarisierenden Hobbies
Es gibt Menschen, die haben merkwürdige Hobbies. Das ist keine Kritik. Aber häufig gehören sie nicht (!) in deinen Lebenslauf. Geh‘ immer erst einmal davon aus, dass du mit deinen ungewöhnlichen Interessen auch anecken kannst. Also liebe Waffennarren und Mitglieder eines Hexenzirkels: Tut, was ihr nicht lassen könnt (…und im Idealfall auch legal ist), aber lasst es raus, aus euren Lebensläufen. Du führst 'nen vielfrequentierten Mode-Blog und bewirbst dich bei einem Lifestyle-Magazin? Nimm’s rein. Du bist Wirtschaftsprüfer und gehst am Wochenende gern auf Goa-Partys? Lass es raus! Das ganze Spiel funktioniert natürlich auch viel weniger drastisch! Briefmarken zu sammeln, ist ein durchaus legitimes Hobby, doch bewirbst du dich auf eine Stelle als Ernährungsberater, wäre deine Leidenschaft fürs Kochen und für gesunde Ernährung sicherlich entscheidender.Die Sache mit der E-Mail-Adresse
Es gibt doch tatsächlich diese Leute, die von ihrer Firmen-E-Mail-Adresse Bewerbungen versenden. Kein Scherz. Nur für den Fall, dass du dazu gehörst oder zumindest schon einmal darüber nachgedacht hast, lass dir gesagt sein, wie es wirkt: Es wirkt, als würdest du während der Arbeitszeit nach einem neuen Job suchen. Nicht cool. Also: verwende deine persönliche E-Mail-Adresse und wenn deine persönliche E-Mail-Adresse suesse_biene91@gmail.com ist, dann brauchst du eine neue und zwar dringend!Die Sache mit der Eloquenz
Auch, wenn es vielleicht nicht immer so wirkt: Ich bin ein großer Freund der deutschen Sprache und liebe es, mich gewählt und korrekt auszudrücken. Adäquat sozusagen und außerdem akribisch. Distinguiert und zudem distinkt. Dabei aber niemals diffizil und diffus. Ich glaube du verstehst, was ich meine. Sich gewählt auszudrücken, ist das eine, Worte zu verwenden, die kein Mensch versteht, das andere. Vor allem dann, wenn die Sätze nur noch zu rufen scheinen: Lies mich, ich stamme aus der Feder eines großen Wortakrobaten – oder zumindest eines Autors, der sich über die Funktion des Thesaurus im Klaren ist. Kommt nicht so gut wie man manchmal denkt – believe it or not. Also stelle dir nach jedem Satz die Frage: Würde ich das tatsächlich sagen? Zumindest so in der Art? Wenn nein: raus damit!Die Sache mit der Autobiografie
So und nun zurück zu dir, Timm! Du bist 32 Jahre alt! Ich weiß, ich weiß, du hast einen tollen Job gemacht, damals, 2004. Bei dem Supermarkt gegenüber unserer Schule, hinter der Kasse. Im Ernst, nie hast du mir so leidgetan, wie zu deinen Samstag-Abend-Schichten. Aber jetzt mal im Ernst, das musst du endlich aus deinem Lebenslauf streichen. Das ist keine Autobiografie. Es ist ein Dokument, das dir dabei helfen soll, dich möglichst gut zu verkaufen. Und wenn du nicht vorhast, dich in einem Supermarkt zu bewerben, dann tut es das nicht. Wie interessant sind die einzelnen Praktika, Aushilfsjobs und Kurzzeitbeschäftigungen für den Adressaten deiner Bewerbung? Insbesondere, wenn der Lebenslauf nicht mehr allzu kurz ist, lohnt es sich, aufzuräumen.Die Sache mit der Unwahrheit
Schon früh haben wir gelernt, die Wahrheit zu sprechen. Doch das gilt eben nicht nur für Kindergarten und Schule sowie prägende Beziehungen zu Familie und Freunden, sondern auch im weiteren Verlauf des Lebens, bis wir an diesen Punkt der Geschichte kommen: das Schreiben von Bewerbungen. Lügen werden dann peinlich, wenn sie entlarvt werden. Wem das schon einmal passiert ist (…und ich denke, da spreche ich wohl für uns alle!), der weiß es. Bezogen auf eine Bewerbung ist es insbesondere dann ärgerlich, wenn die Lüge noch nicht einmal notwendig gewesen wäre. Gute Englischkenntnisse erforderlich, B2-Zertifikat in der Tasche, im Lebenslauf von C1 schreiben, Arbeitgeber fordert Zertifikat. Zum Beispiel. In unserer kleinen Geschichte wäre B2 wahrscheinlich vollkommen ausreichend gewesen. Doch mit 'ner Lüge im Gepäck wird der Einstieg in diesem Büro wahrscheinlich schwierig. Also lieber Freund, was soll ich weiter sagen, außer: Du sollst nicht lügen?Das Überarbeiten der Bewerbung kann manchmal schwierig sein und auch ich neige dazu, an den Dingen festzuhalten, die ich getan habe (Stichwort Berufserfahrung). Nichtsdestotrotz musst du immer daran denken, dass diese Bewerbung für dich arbeiten soll! Sie soll gut wirken, professionell und ehrlich. Menschen, auch deine künftigen Arbeitgeber, werden diese lesen, noch bevor sie dich kennenlernen. Also los, befreie dich von unnötigem Ballast, du wirst es nicht bereuen.
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