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Bis zum Einstieg in das Berufsleben verläuft das Leben – jedenfalls vom Karriereverlauf aus betrachtet – in der Regel ziemlich geradlinig. Schule, Abschluss, Ausbildung oder Studium… Doch irgendwann kommt er, der Moment, in dem man die geliebte oder gehasste Struktur hinter sich lässt und in das Arbeitsleben einsteigen möchte. Verstehe mich nicht falsch, sich weiterzuentwickeln ist etwas Gutes und Aufregendes, aber viele befassen sich an dieser Stelle zum ersten Mal mit der Frage nach dem „Wohin?“. „Wo soll es für mich beruflich hingehen?“, „Was möchte ich machen?“, „Welche sind meine Stärken?“ oder „In welcher Branche kann ich ausreichend Geld verdienen und gleichzeitig auch noch Spaß an meiner Arbeit haben?“. Fragen über Fragen, die wir uns in der Regel alle mindestens einmal im Leben stellen. Okay, schon gut! Vielleicht nicht Frida, die schon seit sie denken kann weiß, dass sie Grundschullehrerin werden möchte. Und auch nicht Lukas, der schon mit sechs Jahren auf das schicke, teure Sportinternat gegangen ist und bestimmt einmal Fußballprofi wird. Aber es gibt eben auch viele Leute, die wissen nicht gleich nach der Schule oder nach dem Studium, was sie mit Ihrem Leben anfangen möchten.

Ganz egal, ob du nun weißt, in welche Richtung du beruflich gehen willst oder nicht. Für uns alle kommt während der Bewerbungsphase, in der du unzählige Anschreiben und Unterlagen rausschickst, der Moment, wenn das Handy klingelt und du zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen wirst. Leute ganz im Ernst… Telefone sollten in diesen Situationen Warnsignale absenden, damit man sich auf die kommende Situation vorbereiten kann. Nichts ahnend nimmt man den Anruf entgegen und mit einem Mal ist man aufgeregt, hat schweißnasse Hände und die Stimme fängt an zu zittern. Chapeau an alle, bei denen das nicht so ist, aber mir sind diese Telefonate nie leicht gefallen. Zum Glück gehen sie meistens schnell vorbei. Doch dann steht das Eigentliche bevor: das Vorstellungsgespräch! Das ist kein Zuckerschlecken! Du versuchst dich so gut es geht vorzubereiten, legst dir deine Antworten für bestimmte Fragen zurecht und trotzdem passiert irgendwas, das dich ins Stocken geraten lässt.

Wenn es auch dir so geht, helfen die folgenden vier Reaktionsmöglichkeiten auf drei beliebte Fragen in Vorstellungsgesprächen vielleicht weiter.

1. „Erzählen Sie etwas über sich.“
Bei diesem Fall handelt es sich um eine sehr offene Situation, in der du über verschiedene Antworten nachdenken kannst. Obwohl die Fragestellung sehr viel Interpretationsspielraum bietet, möchte dein Gegenüber nicht deine Lebensgeschichte hören. Dass dein Kaninchen Klopfer hieß und immer so niedlich in seinem Käfig umhergehoppelt ist, interessiert den potenziellen Arbeitgeber nicht. Und es tut mir leid, dich vielleicht enttäuschen zu müssen, aber dein erster Liebeskummer, der schlimmste Streit mit deiner besten Freundin oder welche Serie du momentan am liebsten guckst, leider auch nicht. Ich weiß, ich weiß… Es ist hart! Denn bei solchen Fragen müsste man nicht lange überlegen oder sich extra darauf vorbereiten. Aber wir sind hier nun mal nicht bei „Wünsch dir was“! In diesem Augenblick möchte dein Gegenüber von dir erfahren, warum du dich für diese Stelle interessierst und warum du qualifiziert bist. Eine Möglichkeit besteht darin in der Gegenwart anzufangen, in die Vergangenheit überzugehen und mit deiner Zukunft zu enden. Du bist Masterstudent in Informatik, hast durch Praktika und wissenschaftliche Mitarbeit bereits Erfahrungen gesammelt, die dieser Firma weiterhelfen können und siehst deine Zukunft deshalb in der Data Science-Abteilung? Klingt doch gut, oder?

2. „Was ist Ihre größte Schwäche?“
Dabei handelt es sich keineswegs um eine Fangfrage, auch, wenn es den Anschein erweckt. Dein Gesprächspartner will dir auch nichts Böses oder dich zum Weinen bringen. Er möchte wahrscheinlich einfach jemanden einstellen, der über seine Fähigkeiten nachdenkt und daran arbeitet, diese aktiv zu verbessern. Allerdings gibt es auch hier Antworten, die du lieber stecken lassen solltest. Zu sagen, dass du in vielerlei Hinsicht zu perfektionistisch veranlagt bist und du deshalb Probleme hast, Fristen einzuhalten, weil du alles zu zweihundert Prozent machst, dürfte deinen potentiellen Arbeitgeber nicht unbedingt von dir überzeugen. Überlege dir eine Schwäche und verschiebe sie in die Vergangenheit. Du könntest – um mein Beispiel erneut aufzugreifen – sagen, dass du während deines Bachelorstudiums alle Aufgaben zu genau erledigen wolltest und du deshalb das ein oder andere Mal in Zeitdruck geraten bist. Füge am besten noch hinzu, dass du aber schon stark an dir gearbeitet hast und dies auch weiterhin tun wirst. Somit zeigst du, dass du deine Schwächen nicht nur erkennst, sondern auch an diesen arbeiten kannst.

3. „Wo sehen Sie sich selbst in fünf Jahren?“
Dies ist wahrscheinlich der Endgegner unter den Fragen in einem Bewerbungsgespräch. Jedenfalls erging mir das immer so. Bis heute habe ich im Grunde keine Ahnung, wie ich darauf antworten soll. Vielen fällt es schwer zu sagen, wo sie in fünf Jahren stehen wollen, welchen Job sie in welcher Stadt oder in welchem Land machen möchten und wie wohl die Familienplanung bis dahin aussehen mag.
Erst einmal tief durchatmen! Dein Gegenüber möchte im Grunde einfach nur erfragen, ob sich die Mühe lohnt, in dich zu investieren und ob du seinem Unternehmen auch langfristig etwas nutzen wirst. Klingt hart, aber sei ehrlich zu dir selbst: Auch du möchtest deinen Lebenslauf um eine Referenz und dein Leben um eine Erfahrung bereichern.

Wichtig ist vor allem, dass du ehrlich bleibst und nicht lügst. Du musst nicht sagen, dass du dein restliches Berufsleben in dieser Firma verbringen willst und auch dein Arbeitgeber wüsste, dass dies nicht der Wahrheit entspräche. Und ganz allgemein ist es auch nicht, die Antwort, die er von dir erwartet. Es ist in Ordnung, bei dieser Frage zögerlich zu reagieren und nichts einstudiert zu haben. Das zeigt, dass du dir ernsthaft Gedanken um deine Zukunft machst. Zeig deinem Gegenüber, dass du dich auf die Herausforderung freust und etwas für ihn und sein Unternehmen bewegen und dich einbringen willst. Du kannst außerdem sagen, dass du dich weiterentwickeln möchtest und dir das in dieser Firma gut vorstellen kannst.

Also: Fürchte dich nicht vor Vorstellungsgesprächen. Vielleicht hat dein Gegenüber nicht so viel Angst vor dir, wie du vor ihm, aber eines ist sicher: deine Bewerbung und deine Selbstdarstellung in dieser haben deinen potentiellen Arbeitgeber überzeugt. Bereite dich also einfach gut vor, überlege dir, was du sagen möchtest, lass dich nicht aus der Ruhe bringen und bedenke, dass dieses Gespräch keine Einbahnstraße ist. Auch du kannst und darfst Fragen stellen und dich davon überzeugen lassen, warum ausgerechnet dieses Unternehmen deine Energie und dein Engagement verdient hat. Und das aller Wichtigste: Bleib einfach du selbst! Schließlich ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.

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