| Marie Saifert
Nervosität in Vorstellungsgespräch
Deine nervösen Marotten sind nicht so entscheidend, wie du denkst

Für manche Menschen bedeutet eine Prüfungssituation Aufregung im kaum wahrnehmbaren Promillebereich: Mit dem Ruhepol eines Sportlers halten sie eine Präsentation vor einer großen Gruppe an Menschen, sitzen vor einer Klausur oder in einem Vorstellungsgespräch und meistern die Situation, ohne mit der Wimper zu zucken. Ziemlich bemerkenswert, aber eher nicht der Normalfall. Die meisten von ihnen verspüren in diesen Momenten einen Anflug von Nervosität, während sie sich daran machen, ihre Klausur zu bestehen oder den Vortrag souverän über die Bühne zu bringen. Du merkst es ihnen nicht an, aber innerlich tobt ein kleiner Wüstensturm in ihnen.
Ärgerlich ist es hingegen, wenn sich dieser Wüstensturm an die Oberfläche durcharbeitet und so (vermeintlich) für alle gut sichtbar wird. Wenn die Blätter der Klausur nach zwei Minuten bereits völlig durchgeschwitzt sind, ist das zwar maximal unangenehm, aber wahrscheinlich sind alle anderen so mit der Klausur beschäftigt, dass es sowieso niemandem auffällt. Anders sieht es aus, wenn du z.B. in einem Vorstellungsgespräch sitzt. Die Scheinwerfer sind auf dich gerichtet, du stehst unter vollster Beobachtung. Wenn dein Herz so laut pocht, als arbeite jemand mit einem Presslufthammer in deiner Brust, kannst du doch unmöglich der einzige sein, der dieses Dröhnen hört! Einige Menschen neigen dazu, auf gesteigerte Nervosität mit Tics zu reagieren. Der eine fängt an, ständig zu zwinkern, der andere zwirbelt an seinen Haaren, der dritte schiebt im Minutentakt seine Brille hoch. Jemand anderes fasst sich immer wieder an die Nase oder wippt mit dem Fuß, als wolle er eine Grindcore-Band auf dem Schlagzeug begleiten. Und egal, wie gut du auch vorbereitet bist, diese Tics lassen sich nicht immer zurückhalten. Die Angst, mit solchen Macken einen unprofessionellen Eindruck zu machen und so eventuell sogar den Job nicht zu bekommen, ist da manchmal groß.
Die gute Nachricht ist: Wahrscheinlich überschätzt du die Auswirkungen, die dein Tic auf deinen Erfolg haben kann. Klar, dem geübten Interviewer wird dieser Tic womöglich auffallen, aber er führt auch keine Strichliste darüber, wie häufig du dir beispielsweise an die Nase fasst, und wird sich nach dem dritten Mal auch nicht gegen dich entscheiden (abgesehen davon: Wenn dein Gegenüber doch so eine Strike-Liste führte – würdest du wirklich für dieses Unternehmen arbeiten wollen?). Es spielen viele Faktoren in die Bewertung mit ein und in der Regel sind Fähigkeiten, Persönlichkeit, Leidenschaft und der Umgang mit bzw. in bestimmten Situationen hier relevanter und nicht, ob du dir beim Sprechen gerade wieder am Ohr gezupft hast oder nicht. Bist du gut vorbereitet, hast die richtigen Antworten (und richtigen Fragen) und kannst mit deinem Auftreten punkten, werden deine Macken sehr wahrscheinlich ignoriert – sofern sie überhaupt auffallen.
In manchen Momenten kann es auch vom Vorteil sein, wenn du offensiv mit diesem Tic umgehst, wenn du etwa rot wirst oder beim Sprechen schnell ins Stottern gerätst, wenn du aufgeregt bist. Das bedeutet aber nicht, dass du dich lang und umständlich entschuldigen oder an die Nachtsicht deines Gegenübers appellieren musst. Jeder Mensch hat seine Schwächen und ehrlich und selbstverständlich mit ihnen umzugehen, ohne ein großes Getöse darum zu machen, kann dir schnell auch als Stärke ausgelegt werden. Außerdem nimmst du dir so durchaus eine Sorge: Statt dich ständig selbst zu beobachten und dich zu fragen, ob dein Tic gerade eben auch den anderen aufgefallen ist, kannst du dich noch mehr auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Es hat sicherlich einen Grund, weshalb du ins Vorstellungsgespräch eingeladen wurdest: Deine Bewerbungsunterlagen haben aus einem großen Stapel anderer Bewerbungen hervorgestochen, deine Fähigkeiten und Qualifikationen werden also so schlecht wohl nicht sein. Es gilt für dich also, den nächsten Schritt zu machen und nun auch im direkten Gespräch zu überzeugen. Was für ein Mensch bist du? Passt du in das Unternehmen? Wie meisterst du bestimmte Situationen? Ich kann mich nur wiederholen: Bist du gut vorbereitet, vermittelst Interesse und Leidenschaft, stellst gute und durchdachte Fragen und weißt mit deinen Antworten und deinem Wesen zu überzeugen, wirst du dennoch überzeugend sein. Und genau darum geht es ja schließlich.
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