Fast jeder berufstätige Mensch wird früher oder später an einen Punkt gelangen, an dem er merkt, dass es so wie es ist, nicht mehr gut ist. So beruflich meine ich. Ob unter- oder überfordert, gelangweilt von der tagtäglichen Routine oder aus der wiederum geliebten Routine gerissen – irgendwas ist immer! Und wer behauptet noch nie unglücklich im Job gewesen zu sein – ich kann es ja nicht wissen, aber ich bin mir sicher – der lügt. Oder er ist erst vor einer Woche ins Berufsleben gestartet. So weit so gut. Oder eben schlecht.
Doch was nun? Sagen oder schweigen, gehen oder bleiben? Fakt ist: Dem Boss ganz ehrlich zu sagen, wie unglücklich man in der momentanen Situation ist, stellt den Verdacht in den Raum, du könntest dich vielleicht nach etwas anderem umsehen – und das vergiftet eine Arbeitsatmosphäre in der sowieso schon angespannten Situation. Andererseits: Wie soll ein vielleicht lösbares Problem aus der Welt geschafft werden, wenn du dich niemandem anvertraust und vor allem nicht der Person, die es betrifft oder die es ändern könnte: deinem Chef. Schwierig einen Rat zu erteilen, wo doch nicht klar ist, in was für einem Verhältnis du zu Chef und Arbeit stehst, ob man dein Problem mit überschaubarem Aufwand kitten kann und wie du gestrickt bist. Ich will es dennoch versuchen! Anbei also ein paar Hinweise nach dem „Wenn-dann“-Prinzip.
Was’n das Problem?
Du kennst dein Problem und hast auch den dazugehörigen Lösungsweg (der da nicht heißt Kündigung) parat? Das wäre eine erfolgsversprechende Position um in ein Meeting mit deinem Vorgesetzten zu starten. Wenn dem nicht so ist, wenn du vielleicht noch nicht einmal so ganz genau weißt, wo der Schmerz sitzt, dann gehe lieber noch einmal in dich. Sich unproduktiv zu beklagen, macht keinen guten Eindruck und wir kennen doch zudem die Lieblingsanweisung eines jeden Managers: „Ich will keine Probleme, ich will Lösungen!“ Ganz ehrlich: Ich hasse diesen Satz, aber an dieser Stelle ist er angebracht, schließlich ist dein Boss nicht dein Therapeut.Welche Rolle spielt dein Chef?
Wenn du dein Problem benennen kannst, bist du schon einmal einen guten Schritt weiter. Doch kann dein Vorgesetzter überhaupt etwas an deiner Situation ändern? Geht es um Gehaltsfragen, Wechsel auf Teilzeit oder Vollzeit, um Fortbildungen, Büroausstattungen, was auch immer in seiner Entscheidungsmacht steht und ohne deren Bewilligung du nicht weiter arbeiten kannst? Los geht’s! Sprich an, was dich unglücklich macht!Liegt die Lösung deines Problems außerhalb seiner Macht, kann es zwar je nach Vorgesetztem ein nettes Gespräch werden, doch den erhofften Erfolg wird es wahrscheinlich nicht erzielen. Und fürs Beklagen und bemitleiden lassen gibt es sicherlich geeignetere Gesprächspartner.
Hast du ein Sicherheitsnetz?
Je nachdem wie vehement das Problem an deinen Nerven nagt, würdest du wahrscheinlich eh gehen, wenn dieses nicht behoben würde. In diesem Falle musst du es ja ansprechen – es gibt nichts zu verlieren, jedenfalls nicht hier. Dennoch solltest du dir die Frage stellen: Bin ich abgesichert? Habe ich einen Plan B, wenn das Gespräch anders verläuft als erhofft?Dich selbst metaphorisch ohne Sicherungsseil von der Klippe zu stürzen, würde dich höchstwahrscheinlich noch sehr viel unglücklicher machen, als du es bisher schon warst. Wenn du diesen Job um jeden Preis brauchst, wenn du keinen Alternativplan hast, dann versuche das Problem erst einmal selbst in den Griff zu bekommen. Währenddessen kannst du ja schon einmal auf Plan B herumdenken, den du bei Misserfolg als Ass aus dem Ärmel ziehen kannst.
Wie ist dein Boss so drauf?
Ja, ich glaube du weißt, was jetzt kommt: Wer derzeit keinen blöden Chef hat, der hatte zuvor schon einmal einen der unsympathischen Art, oder kennt einen oder kennt zumindest jemanden, der einen blöden Chef hat. Also: Kann man mit ihm reden? Hört er überhaupt zu? Setzt er sich für seine Mitarbeiter ein? Will er überhaupt zufriedene Mitarbeiter? Das ist keine Selbstverständlichkeit.Wenn man mit seinem Chef über nichts reden kann, muss man häufig gar nicht erst versuchen etwas zu besprechen, an der derzeitigen Situation zu drehen und Energie in die Verbesserung zu stecken. Das ist traurig, aber ebenso wahr.
Ich glaube nicht, dass ich den mahnenden Zeigefinger erheben muss, du weißt es wohl selbst: Berufliches Unglück wirkt sich negativ auf deine Lebensqualität aus und macht krank! Behalte dich also gut im Auge. Bedenke deine Entscheidungen weise, lege dir deine Worte zurecht und denke an dein Sicherheitsnetz. Dennoch und ohne dein Problem zu kennen: Nach einer Lösung zu suchen und darüber zu sprechen, ist in vielen – vielleicht sogar in den allermeisten Fällen – die bessere Option als eine Kündigung. Keiner garantiert dir, dass es im nächsten Job leichter wird, dass die Probleme kleiner werden und du dich nicht wieder in einer ähnlichen Situation wiederfindest. Doch leider musst du ab dieser Stelle allein weitergehen: Kenne dich selbst, lerne deinen Vorgesetzten einzuschätzen und ziehe die Reißleine, wenn es wirklich nicht mehr geht.
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