Die Jobsuche ist schwer. Sie ist schwer für (fast) jeden – für mich, für dich, für den Freund eines Freundes deiner Cousine. Ich kann dir nicht sagen, ob deine Erfahrungen bei der Jobsuche besser oder schlechter sind als die Erfahrungen anderer Leute, ich kann dir auch nicht sagen, dass du sofort dort enden wirst, wo du gern sein würdest, aber ich kann dir versichern, du bist nicht allein.
Ich habe viele Leute gefragt, wie die Jobsuche für sie war und sie gebeten, offen und ehrlich zu antworten. Denn wir hatten alle diese nervenaufreibenden Momente, in denen man nur noch einen Teller an die Wand werfen, oder Freunde und Familie anschreien wollte. Momente, in denen wir den Bewerbungsprozess, den Recruiter, die Firma oder sogar uns selbst hassten. Wir haben uns alle Sorgen gemacht, dass wir nur einen Job finden, der uns nicht gefällt oder, dass wir im schlimmsten Fall gar keinen Job finden. Aber letzten Endes führen der ganze Stress und die Frustration hoffentlich doch zu einer echten Karriere.
Hier sind einige Tipps, wie man die schweren Momente der Jobsuche übersteht.
Wenn du dich fühlst als hättest du deine Chance verpasst:
Stelle dir folgende Situation vor: Du hast einen Job, der dir gefällt. Allerdings führst du eine Fernbeziehung und möchtest eigentlich mit deinem Partner/deiner Partnerin zusammenleben. Stelle dir nun vor, du kündigst deinen alten Job der Liebe wegen und ziehst in eine andere Stadt. Plötzlich merkst du, dass der Jobmarkt stark umkämpft ist und sich weniger Chancen ergeben, als du erwartet hattest. Wahrscheinlich wirst du deine Entscheidung in Frage stellen und dich wundern, ob du deine Karriere nachhaltig selbst sabotiert hast.
Wer stellt sich diese Frage nicht, wenn es einmal schlecht läuft?
Wenn man seine Beziehung zur obersten Priorität erklärt, dann erklärt man seine Beziehung zur obersten Priorität. Man darf sich selbst deswegen nicht als Opfer betrachten. Man muss ehrlich zu sich selbst sein und sagen „Ich habe mich dazu entschieden XYZ an erster Stelle zu setzen.“ Wichtig dabei ist, dass man sich selbst genau analysiert und versucht, herauszufinden, was man im Leben genau möchte. Danach muss man sich fragen, was einen bei der Jobsuche daran hindert, ans Ziel zu gelangen. Es könnte daran liegen, dass man umziehen müsste. Es könnte daran liegen, dass deine Leidenschaft für den Beruf in deiner Bewerbung nicht ersichtlich wird. Sobald du den Grund identifiziert hast, kannst du genau dort ansetzen und diesen Punkt ändern. Man muss nur ehrlich zu sich selbst sein, wenn es um die eigenen Prioritäten geht. Wenn du einen Job willst, den du wirklich liebst, dann solltest du deine Jobsuche zur obersten Priorität erklären. Das bedeutet nicht, dass es nicht in Ordnung wäre, zumindest zeitweise einen anderen Fokus im Leben zu setzen, sei es Elternzeit, Reisen oder die Pflege eines Angehörigen. Dein Traumjob läuft nicht weg. Es wird sich eine Möglichkeit ergeben, wenn du wieder bereit bist, dich voll auf die Jobsuche zu stürzen.
Wenn du es wieder und wieder versuchst, aber nur Absagen bekommst:
Stelle dir vor, du hast ein klares Ziel vor Augen, denn du möchtest unbedingt in der Modeindustrie arbeiten. Auf dem Weg dahin bist du allerdings nicht wählerisch und würdest so ziemlich jeden Job nehmen, der dir angeboten wird. Vielleicht gehst du dann die Jobsuche so an, als würdest du für eine Abschlussprüfung lernen. Du trinkst literweise Kaffee und schneiderst jedes Bewerbungsschreiben nach Maß. Du bereitest dich stundenlang auf jedes Vorstellungsgespräch vor. Du versuchst den bestmöglichen Eindruck zu machen und bewirbst dich wahrscheinlich um hunderte Jobs.
Das alles würdest du vielleicht tun, obwohl es gar nicht deine Art ist, alles haarklein zu planen. Die Jobsuche kann dich schnell zu jemandem werden lassen, der du gar nicht bist, weil du versuchst, einen perfekten Eindruck zu machen. Genau das sollte aber nicht passieren. Dich zu verstellen, oder es zu sehr zu wollen, kann dich von deinem Weg abbringen.
Mehr noch als eine Absage schmerzt jedoch vielleicht das lange Warten auf eine Entscheidung. Gerade wenn du dich durch mehrere Runden eines Bewerbungsprozesses kämpfen musst. Vielleicht folgt überraschend auf die dritte Runde doch noch eine vierte. Du meisterst Runde um Runde, nur um nach einem wochenlangen Bewerbungsprozess doch eine Absage zu erhalten. Das tut natürlich weh.
In der Schwebe zu hängen, ist nicht angenehm. Du bist ständig angespannt, denn du willst dir keine falschen Hoffnungen machen, wenn die Absage innerhalb der nächsten Wochen immer noch folgen könnte. Gleichzeitig freust du dich natürlich, denn du hast schon mehrere Runden erfolgreich absolviert. Die Jobsuche wird leicht zu einem Spiel, bei dem es ums Abwägen geht. Verschwende ich meine Zeit, wenn ich noch zehn weitere Bewerbungen schreibe, während ich schon in der vierten Runde des Bewerbungsprozesses bin? Die Antwort auf diese Frage ist: nein. Es ist keine Zeitverschwendung sich auf mehrere weitere Stellenangebote zu bewerben. Du musst es nur strategisch angehen. Klar, wenn du dich danach fühlst, dann schreibe so viele Bewerbungen, wie du möchtest. Solltest Du allerdings Bewerbungen nur noch am Fließband produzieren, dann entstehen oft Fehler und es wird wesentlich wahrscheinlicher, dass deine Bewerbung im Papierkorb landet. Das wird dich dann nur noch mehr frustrieren. In diesem Fall wäre es vielleicht besser eine Pause einzulegen, bis du bereit bist, dich wieder voll auf die Bewerbungen zu konzentrieren.
Wenn du vertröstet und enttäuscht wirst:
Stelle dir vor, du wurdest gefeuert und suchst nun schon seit einem Jahr nach einem neuen Job in derselben Branche. Während dieser Zeit hattest du womöglich mehrere Vorstellungsgespräche, in denen dir die Recruiter Hoffnungen auf baldige Einstellung machten, aber plötzlich bekamst du dann doch eine unfreundliche Absage per Email. Vielleicht bekommst du Phrasen zu hören wie „Wir sind zu dem Entschluss gekommen, dass wir Sie uns nicht leisten können“ oder „Wir verzichten auf Ihre Dienste“ oder „Wir befürchten, Sie würden sich hier langweilen.“
Das Ganze ist natürlich verwirrend. Du bist an einem Punkt, an dem du bereit wärst, beinahe jeden Job anzunehmen, der die Rechnungen bezahlt. Doch scheinbar bist du überqualifiziert oder zu teuer, wobei du vielleicht nicht einmal nach einem bestimmten Gehalt verlangt hast. Eine Absage zu akzeptieren ist schwer, aber im Vorwege Hoffnungen gemacht zu bekommen, ist besonders hart. Man neigt dazu, sich wertlos zu fühlen, da man kaum Qualifikationen in anderen Bereichen hat, während man in seinem Berufsfeld zu qualifiziert ist, um eine Anstellung zu finden.
Du denkst jetzt vielleicht, dass es wichtig ist, nicht vom Kurs abzukommen, aber genau das kann die Lösung deiner Probleme sein. Wenn du mehrfach Ablehnung von Recruitern erfährst, kann es sein, dass du anfangen solltest, dich in anderen Bereichen umzuschauen. Es gibt diese schrecklichen, frustrierenden Momente, die sich deiner Kontrolle entziehen, aber es gibt auch Momente, in denen du es bist, der versucht, etwas zu erzwingen. Ablehnung tut weh, aber sich selbst in einen Job zu zwängen, der gar nicht zu dir passt, ist auf Dauer noch schmerzhafter.
Wenn du denkst, du hast keine anderen Optionen mehr:
Stelle dir vor, du hast gerade deinen Abschluss an einer tollen Uni gemacht, aber aus irgendeinem Grund läuft die Jobsuche nur schleppend. Wahrscheinlich denkst du „Warum klappt es nicht? Diese lange Suche ist nicht das, was mir an der Uni versprochen wurde. Ich bringe doch alle Voraussetzungen mit.“ Bei der Jobsuche findest du sicherlich das ein oder andere Jobangebot, das dich anspricht. Du erhältst die eine oder andere Antwort und wirst vielleicht sogar zu Vorstellungsgesprächen eingeladen, aber so richtig springt der Funke der Begeisterung nicht über. Natürlich wird es nahezu unmöglich sein, gleich nach dem Uniabschluss deinen Traumjob an Land zu ziehen. Du wirst wohl oder übel Kompromisse eingehen müssen. Wenn du dich fühlst, als wärst du am Ende einer Sackgasse gefangen, weil die Jobsuche stagniert, ist es wohl an der Zeit, deinen Blickwinkel zu ändern. Versuche deine Kontakte spielen zu lassen. Im ersten Moment denkst du vielleicht, dass dir die relevanten Kontakte fehlen, aber vielleicht kennst auch du jemanden, der jemanden kennt. Versuche, alles als Chance zum Networking zu betrachten, von Praktika und Nebenjobs bis hin zu privaten Partys. Alles kann eine Chance sein, neue Leute kennenzulernen und vielleicht triffst du genau die Person, die dir nützliche Tipps geben kann.
Verlass Dich nicht auf andere, denn sobald du Kontrolle über Deine Karriere gewinnst, kannst du aus dem Teufelskreis der enttäuschenden Absagen auf Bewerbungen ausbrechen. Du hast ebenso viel Macht, wie ein Recruiter.
Wenn du anfängst, an dir selbst zu zweifeln:
Stelle dir vor, du hast ein perfektes Bewerbungsschreiben formuliert, auf das du wirklich stolz bist. Du meisterst vielleicht mehrere Runden des Bewerbungsprozesses und wirst am Ende doch abgelehnt, weil ein anderer Bewerber besser ins Team passt. In diesem Moment fängst du wahrscheinlich an, an dir selbst zu zweifeln – an deinem Studienfach, an deinem Lebensentwurf, an deiner Persönlichkeit.
Du musst dich trotzdem daran erinnern, dass du nicht wertlos bist. Sogar an deinen schlechtesten Tagen musst du dich daran erinnern, dass du viele Talente, Werte und Qualifikationen mitbringst, die früher oder später von einem Recruiter erkannt werden. Dieses Mantra bringt vielleicht nicht sofort deinen Traumjob mit sich, aber es hilft dir, deine Perspektive zu ändern. Es wird immer jemanden geben, der größer, schneller oder stärker ist als du. Daran kannst du nichts ändern.
Besinne dich auf deine besten Qualitäten und Vorzüge, gerade in schwierigen Zeiten. Keine einzige Absage sollte dich denken lassen, dass du es nicht verdienst, einen Job zu bekommen. Du wirst wahrscheinlich nützliches Feedback bekommen, du wirst vielleicht auch brutale Kritik erhalten, aber du darfst dich von deiner Jobsuche nicht definieren lassen.
Es ist ein häufig verbreiteter Irrglaube, zu denken, dass sich die eigene Jobsuche signifikant von den Erfahrungen anderer unterscheidet. Nahezu jeder durchlebt harte Zeiten bei der Jobsuche. Selbst wenn es gerade schwer für dich ist – du bist weder die erste noch die letzte Person, die diese Erfahrungen macht.
Es bedarf harter Arbeit, Tränen und Schweiß, aber wenn du dort ankommst, wo du ursprünglich hin wolltest, wirst du zurückblicken und umso glücklicher sein.
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