| Lukas Kayser
Nein. Ist ein vollständiger Satz.
Wie du trotzdem ablehnen kannst, ohne das Wort „nein“ zu benutzen
„Guten Morgen Frau Mayer. Könnten Sie mir bis zum Ende dieser Woche bitte noch den Projektentwurf auf den Tisch legen. Ach, und kommen Sie doch nach Ihrer Mittagspause in mein Büro, ich hätte da noch ein kleines Attentat auf Sie vor.“ Verschmitztes Lächeln, Abgang und Ende des ersten Aktes.
Klingt lustig? Ist es aber meistens nicht! Jeder hat sich sicher schon einmal in so einer Situation befunden. Eigentlich müsste jeder Tag der Woche 48 Stunden haben, damit man alle anstehenden Aufgaben bewältigen kann und wenn man sich gerade einen machbaren und vor allem – ohne größere Nervenzusammenbrüche - umsetzbaren Wochenplan erarbeitet hat, kommen sie, diese fünf kleinen Worte: "Können Sie mal eben kurz?“
Und natürlich möchtest du deinen Job gut machen, alle Aufgaben erledigen, an alles denken, dich mit deinen Kollegen gut verstehen und obendrein deine gute Laune nicht verlieren. Und obwohl sich alles in dir zusammenzieht und du am liebsten einfach „Nein!“ sagen möchtest, hörst du dich stattdessen säuseln: „Aber natürlich! Das mach ich wie nix! Kommen Sie doch gerne auf mich zu, wenn ich sonst noch etwas tun kann.“ So schnell kann´s gehen. So schnell wird aus einer 40-Stunden-Woche mit ein bisschen Freizeit und ausreichend Schlaf eine 60-Stunden-Woche ohne Zeit für sich und mit zu wenig Regeneration in Form des beliebten „Schönheitsschlafs“.
Denn eines ist sicher: Mal eben kurz ist fast nie mal eben kurz! Wo bleibt da noch Zeit für Sport, für Freunde, die Familie oder die Partnerschaft? Für die Dinge, die dir und deiner Seele gut tun? Richtig, neben Schlafen, Essen und Arbeit bleibt nicht mehr viel über vom Tag und bei manchen Menschen kommen das nächtliche Ruhen und die Nahrungsaufnahme auch noch zu kurz.
Wenn du also genauso tickst wie ich und „nein“ definitiv seltener in deinem Wortschatz vorkommt als „ja“, stelle dir folgende Frage: „Was kann mir schon passieren?“
Im Grund ist es doch so, dass du deinen Job gut machst, deine Aufgaben gewissenhaft erledigst, dich deinen Kollegen gegenüber kollegial verhältst und ganz allgemein gute Arbeit leistest. Ich weiß es, du weißt es und dein Chef weiß es auch.
Wenn du nicht lernst, auch mal „nein“ zu sagen, Aufgaben abzugeben oder um Hilfe zu bitten, wird es über kurz oder lang dazu kommen, dass dir deine Arbeit keinen Spaß mehr macht. Du bist gereizt, erledigst zu viele deiner To-Do-Punkte parallel und verpasst somit vielleicht eine wichtige Frist oder machst irgendeinen anderen „dummen“ Fehler, der Konsequenzen haben könnte und der dir nie passiert wäre, wenn du in der ein oder anderen Situation mal etwas zurückgerudert wärst.
Klar, es ist kein schönes Gefühl und auch kein angenehmer Moment, wenn du zu deinem Vorgesetzten sagen musst, dass du die vielen Aufgaben in der vorgeschriebenen Zeit nicht schaffen wirst. Noch unangenehmer wird es, wenn dein Gegenüber nicht sonderlich emphatisch ist und auf alles, was nicht die Worte „natürlich“, „kein Problem“ oder „sehr gerne“ beinhaltet, mit versteinerter Miene reagiert.
Dennoch: Versuche bei dir zu bleiben und für dich einzustehen. Vielleicht können dir dabei die folgenden Tipps weiterhelfen.
Situation 1: Du hast wirklich keine Zeit
Klar, zu sagen, dass du einfach keine Zeit hast, scheint in dieser Situation vollkommen legitim zu sein. Allerdings könnte diese simple Antwort flapsig rüberkommen und deinem Chef übel aufstoßen. Du musst auch bedenken, dass er möglicherweise keinen Überblick über den Umfang deiner Aufgaben hat und auch nicht über den zeitlichen Aufwand, den du betreibst. Anstatt das Kind geradeheraus beim Namen zu nennen, könntest du um Hilfe bitten. Priorisiert gemeinsam deine Aufgaben. Somit bist du bezüglich der Wichtigkeit auf der sicheren Seite und dein Boss sieht auch mal, was alles in deinen Aufgabenbereich fällt und worum du dich kümmerst. Ganz nach dem Motto: „Zeigen, nicht erzählen“.
Situation 2: Du möchtest anders vorgehen als dein Chef
Menschen sind verschieden, auch in ihren Arbeitsweisen. Jeder reagiert unterschiedlich in bestimmten Situationen, hat eine andere Wortwahl und verschiedene Vorgehensweisen, um Aufgaben oder Herausforderungen zu meistern. Besonders, wenn es um den Kontakt zu Kunden geht, ist es wichtig, freundliches und professionelles Verhalten an den Tag zu legen und die Wünsche zu deren Zufriedenheit zu erfüllen. Trotzdem ist es dabei auch wichtig, sich selbst treu zu bleiben und sich nicht zu verstellen. Gegenüber deinem Chef solltest du aber lieber nicht sagen, dass du mit seiner Art und Weise nicht einverstanden bist und mit der Aufgabe oder dem Kundengespräch anders verfahren möchtest. Formuliere dein Anliegen als Frage, ohne deinen Chef damit anzugreifen: „Darf ich einen eigenen Vorschlag für diese Situation einbringen?“. Vielleicht findet er deine Ideen ja klasse und weiß dich und deine Arbeit anschließende noch mehr zu schätzen.
Situation 3: Du möchtest einfach nicht
Es gibt Tage oder auch länger anhaltende Zeiten, in denen man sich einfach nur eins denkt: Nein! Ich möchte es einfach nicht. Manchmal kann man noch nicht einmal erklären, woran es liegt, aber man findet jede Idee schlecht und für jede Lösung ein Problem. Häufig hat man diese Phase, wenn sowieso viel zu tun ist und man keine Zeit hat, um den Stress mit schönen Aktivitäten auszugleichen. Allerdings machst du dich nicht gerade zum Mitarbeiter des Monats, wenn du dich von Extra-Aufgaben fernhältst und deine Kollegen alles übernehmen müssen. Sicher ist es richtig, dass manche Menschen sich leider häufiger so verhalten und sich ins Fäustchen lachen, wenn andere zu mehr Arbeit verdonnert werden. Also übernimm´ auch mal etwas für deine Gleichgesinnten (natürlich nur für die, die es dir gleichtun würden). Es besteht immer die Möglichkeit, eine Aufgabe wieder abzugeben, wenn du merkst, dass es einfach zu viel wird und andere Dinge auch der Strecke bleiben.
Egal, ob du viele Kollegen hast oder ob ihr nur ein kleines Team seid: Es gibt Zeiten, in denen mehr Aufgaben anfallen als in anderen. Da kann die Reizgrenze manchmal nur über dem Teppichrand liegen. Wichtig ist vor allem eins: Durchzuatmen! Auch diese Phase geht vorüber, glaub mir!
Trotzdem ist es wichtig, bei sich und seinen Aufgaben zu bleiben und auch mal „nein“ zu sagen. Vielleicht können dir die drei Tipps dabei helfen, deinem Chef durch die Blume mitzuteilen, dass du die Aufgaben gerade einfach nicht schaffen kannst und ohne, dass du dabei ein schlechtes Gewissen oder mieses Feedback bekommst.
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