Heute möchte ich über etwas schreiben, dass – da bin ich mir sicher – absolut jeder Mensch auf dieser Welt kennt: Schlechte Tage. Am liebsten würde man sie einfach zurückspulen, ganz genau bis zu dem Moment, als man aufgestanden ist. Doch keine Chance: Man kann sie nicht umgehen und sie kommen allzu oft ohne, dass wir die Möglichkeit hatten, uns auf sie vorzubereiten.
Schlecht geschlafen, zu lange im Bett gelegen und zu spät bei der Arbeit erschienen, fragst du dich schon in dem Moment, als du das Büro betrittst, ob du den heutigen Tag nicht einfach wieder zurückgeben kann. Du siehst dich am Schreibtisch sitzend einen Fehler nach dem anderen machen, wobei du weder für deine Karriere noch für dein Unternehmen gewinnbringend handelst. Der Kaffee, der Strohhalm, an dem du dich bis hierhin festgehalten hast, kleckert auf die weiße Bluse und hinterlässt ein unangenehm warmes und nasses Gefühl auf der Haut – Blöd aussehen tut es noch dazu, gerade vor einem wichtigen Meeting. Unsicher stolperst du in ebendieses und weißt, dass du ohne Selbstbewusstsein heute absolut niemanden von dir überzeugen wirst. Schade, dass du dieses schon heute Morgen zuhause gelassen hast! Was anderes will man nach diesem Tag sagen, außer: Das war nix, bitte nicht noch mal, am liebsten zurückspulen, am liebsten vergessen?
Auf dem Weg nach Hause lauschst der Sad-Indie-Playlist und beobachtest dich selbst wie mit jedem Song der Smiths deine Laune noch ein bisschen miserabler wird. Jetzt bist du dir ganz sicher: Schlimmer kann es nicht werden, also schnell nach Hause, schnell im Selbstmitleid baden, am liebsten allein sein. Und wer könnte es dir verübeln? Der Tag war ja auch wirklich mies und manchmal will man sich auch einfach selbst bemitleiden. Wenn dem aber nicht so ist, wenn du den Kopf aus dem Sand ziehen und dir selbst helfen möchtest einem erneuten schlechten Tag vorzubeugen, dann drücke für einen Moment auf Pause und denke über folgende Fragen nach:
Wird dieser Tag einen nachhaltigen Effekt auf mein weiteres Leben und meine Karriere haben?
Ja, ich kenne das auch. Und ja, ich kenne auch den Moment, in dem man sich in diese absolut unproduktive Verzweiflung hineinredet. Man beginnt aus jeder Mücke einen Elefanten zu machen, redet sich ein, dass dieser kleine Kaffee-Fleck auf der Bluse höchstwahrscheinlich das Ende der gesamten Karriere sein wird. Versucht man allerdings den Blickwinkel auch nur minimal zu verschieben, wird einem natürlich bewusst, dass das absoluter Quatsch ist. Es gibt diese Momente natürlich, in denen eine Sache so gehörig aus dem Ruder gerät, dass man Mühe hat, die sprichwörtliche Kuh wieder vom Eis zu holen. Die absolute Mehrzahl unserer schlechten Tage aber besteht aus kleinen Missgeschicken und unglücklichen Zufällen, die schon auf den Folgetag keine Auswirkung mehr haben!
Was würde ich anders machen, könnte ich die Zeit zurückdrehen?
Wenn die Dinge nicht laufen wie geplant, ist es leicht all die Schuld für das Schiefgelaufene auf die eigene Kappe zu nehmen, ganz egal ob es der eigenen Verantwortung unterlag oder nicht. Insbesondere wenn man sich bereits in eine Abwärtsspirale der Verzweiflung hinein geredet hat, begegnet man gerne das eine oder andere mal dieser kleinen Stimme, die sagt: „Natürlich musste ich auch das noch in den Sand setzen, ich entscheide mich heute aber auch immer Falsch, mache einen Fehler nach dem anderen!“ Und genau um dieser kleinen Stimme zuvorzukommen, kann es hin und wieder hilfreich sein, sich nach einem schlechten Tag zu fragen: Wenn ich diesen magischen Knopf drücken könnte, der mich ungefähr acht Stunden zurückbeamt, was würde ich wohl anders machen? Würde ich überhaupt anders handeln? Spätestens jetzt musst auch du dir eingestehen, dass du für die Zugverspätung nun wirklich nichts konntest und bist vielleicht in der Lage, etwas gnädiger mit dir zu sein. Und wenn dann doch das ein oder andere Missgeschick deine Schuld war, wissen wir doch alle: Aus Fehlern lernt man.
Was ist heute gut gelaufen?
Ich habe irgendwann einmal den Tipp bekommen, jeden Tag eine gute Sache, die beste Sache, die am Tag passiert ist, aufzuschreiben. Am Ende hätte man eine schöne, bunte Mischung an mehr oder weniger spektakulären, aber doch zumeist sehr erfreulichen kleinen Sätzen. Natürlich – wie bei den allermeisten dieser Sachen – habe ich nach ca. sechs Wochen aufgehört, wobei die vierte, fünfte und sechste Woche schon nur noch spärlich dokumentiert waren. Aber dennoch: In der Zeit, in der ich das kleine Heft führte, empfand ich es, gerade an schlechten Tagen, als recht erbaulich. Natürlich kann man nicht jeden Tag von einem Studienabschluss berichten, von der Hochzeit eines guten Freundes oder von einer neuen Liebe. Aber gerade die Kleinigkeiten, ein erster Sonnenstrahl nach einer Woche voller Regen zum Beispiel, das Gefühl einem Freund beiseite gestanden zu haben oder die Sichtung eines Schmetterlings in der Großstadt, können einem so manches Mal den ganzen Tag versüßen.
Ohne die Tage dokumentieren zu müssen, ist es manchmal ein erheiternder Gedanke, sich am Ende eines schlechten Tages daran zu erinnern, was gut lief an diesem Tag. Also erzähl: Was waren die Wolkenlöcher, an diesem Tag voller Regen und Sturm! Besorgt über all das Schlechte, was dir heute wiederfahren ist, hättest du sie wohl beinahe vergessen. Doch egal, ob das freundliche Lächeln eines Fremden oder ein ehrlich gemeintes „Danke“ von einem deiner Kollegen – schreib sie auf die Pro-Seite dieses verkorksten Tages und versuche das Beste daraus zu machen!
Ja, ich weiß, das nervt, aber schlechte Tage sind so unausweichlich wie der jährliche Silvesterabend oder das stetige Altern. Da heißt es nun: Augen zu und durch. Diese Tage sind anstrengend und traurig und frustrierend, aber auch der allerschlechteste Tag deines Lebens ist nach 24 Stunden vor allem eines: vorbei! In diesem Sinne, komm gut durch den Regen und für die Zukunft wünsche ich dir natürlich das eine: so wenig schlechte Tage wie nur irgend möglich!
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