| Elias Merle Nagel
4 Phrasen, die du nicht aus dem Mund deines Vorgesetzen hören möchtest
Und was er stattdessen sagen kann
Zeiten ändern sich, was beispielsweise bedeutet, dass du, im Gegensatz zu deinen Großeltern, in der Schule nicht mehr mit dem Rohrstock gezüchtigt worden bist. Und auch in der Arbeitswelt ist ein Fortschritt festzustellen. Der Typus Chef, der wie ein machtbesoffener römischer Imperator auf seinem Chefsessel thront und seinen Angestellten, diesem einfachen Fußvolk, Befehle entgegenbrüllt, die unverzüglich umzusetzen sind, ist immer mehr auf dem Rückzug. Heutzutage sind andere Begabungen gefragt, Soft Skills und die Fähigkeit, auf die eigenen Angestellten eingehen und es ihnen zu ermöglichen, ihre Stärken bestmöglich einbringen zu können. Respektvoller Umgang und sich auf Augenhöhe begegnen wird für viele Arbeitnehmer immer wichtiger, das ist inzwischen auch in vielen Unternehmen angekommen. Ein Chef, der ständig drauflospoltert, die Schuld immer bei anderen sucht oder den Mitarbeitern in die Schuhe schiebt, wird nie deren Respekt gewinnen – und das schadet am Ende eben auch dem Unternehmen. Anders sieht es hingegen aus, wenn der Vorgesetzte besonnen, vorausschauend und fair agiert.
Es gibt die offensichtlichen No-Gos. Vor den Mitarbeitern über andere Mitarbeiter lästern. Eigene Fehler auf andere abwälzen. Seine Angestellten bespitzeln. Ihre Arbeitsmoral in Frage stellen. Manche gleicher behandeln als andere. Aber es gibt auch weniger offensichtliche Fauxpas, die selbst guten und engagierten Chefs unterlaufen können. Nichtsdestotrotz können auch sie negative Auswirkungen haben.
Wir nennen dir vier Sätze, die du nicht von deinem Chef hören möchtest und nennen dir eine bessere Alternative (sie sind nicht nur im Umgang mit deinen Vorgesetzten hilfreich, sondern können dir auch vom Nutzen sein, wenn du ein Projekt leitest):
1. "Mach weiter mit dem, was du machst"
Klingt doch eigentlich ganz nett, denn wenn dein Chef dich auffordert, mit dem weiterzumachen, was du machst, wird deine Arbeit wohl nicht so schlecht sein. Schlimmer wäre es doch gewesen, wenn er verzweifelt etwas gesagt hätte wie: "Himmel, hör’n Sie doch endlich auf damit, Mann!" Dennoch ist es kein schönes Feedback, denn ihm fehlt es an Konstruktivität. Weiß dein Chef nicht, was du überhaupt machst? Ist es ihm egal? Wie sollst du in deiner Karriere so den nächsten Schritt machen? Konstruktive Kritik ist wichtig, um an ihr zu wachsen. Für einen ehrgeizigen Menschen gibt es wohl wenig, was so frustrierend und im schlimmsten Fall sogar demotivierend ist, als lediglich immer nur zu hören: "Weitermachen."Was du stattdessen hören möchtest
Du hast viele Träume und Pläne für deine Karriere. Um sie zu erreichen, reicht es nicht, wenn du einfach nur so weitermachst und vor dich hinarbeitest, denn Weiterentwicklung bleibt so auf der Strecke. Stillstand kann natürlich auch nicht im Sinne deiner Vorgesetzten sein und deswegen sollten sie dich dabei unterstützen, dich weiterzubilden und neue Fähigkeiten zu erarbeiten. Viel sinnvoller wäre also, wenn dein Chef beispielsweise sagen würde: "Ihre Arbeit an Projekt X hat mir sehr gut gefallen. Was halten Sie davon, wenn Sie sich in Zukunft um Projekt Y kümmern? Es ist etwas komplexer und komplizierter, aber ich bin überzeugt, dass Sie es meistern werden. Damit Sie die Herausforderung bestens vorbereitet angehen können, gibt eine hier eine Schulung zu dieser Thematik."
2. "Ist das klar?"
Hat irgendwie immer den Unterton einer rhetorischen Frage von Eltern, die keine Lust auf eine Diskussion haben und auf die es nur eine Antwort gibt: "Ja, Papa, ja, Mama. Verstanden." In einem Unternehmen arbeiten jedoch erwachsene Menschen, eine mögliche Diskussion oder Nachfragen zu unterbinden, sollte also nicht im Sinne der Firma sein. Hinzu kommt: Nicht selten wir diese Frage an Ende eines langen Monologes gestellt, was es schwierig macht, an dem Punkt anzuknüpfen, der einem unklar geblieben ist. Stellt der Chef die Frage in die Runde wird es meist noch schwieriger, eine Unverständlichkeit anzusprechen, da wir häufig davon ausgehen, der einzige Begriffsstutzige in der Gruppe zu sein und uns ungern die Blöße geben wollen. Häufig sagen die anderen jedoch nur nichts, weil sie ebenfalls Sorge haben, sich in die Nesseln zu sehen.Was du stattdessen hören möchtest
Manchmal ist es schon sehr hilfreich, noch einmal die wichtigsten Dinge kurz nach und nach durchzugehen. So können sowohl deine Vorgesetzten als auch du selbst überprüfen, ob es an einer Stelle noch Verständnisprobleme gibt oder nicht.
3. "Fehler zu machen ist keine Option"
Sicher, Fehler zu machen ist häufig eine unangenehme Sache und nur die allerwenigsten machen sie wohl wirklich gerne. Ein grober Schnitzer kann auch große Auswirkungen nach sich ziehen, der eventuell sogar das Unternehmen in eine Bredouille bringt. Viele Führungskräfte scheinen auch immer noch davon überzeugt, dass "keine Fehler machen" ein Zeichen von hoher Qualität ist. Wer ist schon gerne ein Versager?Die Wahrheit ist jedoch, dass so ein Leitsatz eher in die Mittelmäßigkeit führt. Wo keine Fehler erlaubt sind, wird die Angst vor Fehlern geschürt, so dass du alles tun wirst, um Fehler zu vermeiden. Vielleicht erinnerst du dich noch daran, wie du das Fahrradfahren gelernt hast: Sicherlich hast du nach einer Zeit aufgehört zu zählen, wie oft du hingefallen oder ins Gebüsch gefahren bist. Du hast Fehler gemacht, aber erst durch diese Fehler hast du es gelernt, dieses Fortbewegungsmittel zu beherrschen. Hättest du versucht, diese Fehler auf Biegen und Brechen zu vermeiden, würdest du heute nicht Fahrrad fahren können.
Ob in der Kunst, der Forschung, der Wirtschaft oder einem anderen Bereich: Innovative Konzepte und revolutionäre Erfindungen entstehen aus Versuchen und Experimente, eben aus Fehlern. Hätte die gesammte Menschheit immer nach dem Credo gelebt, Fehler seien nicht erlaubt, säßen wir wohl immer noch vor Höhlen oder im Wald und würden im Winter jämmerlich frieren, weil das Feuer einfach nicht erfunden worden wäre.
Was du stattdessen hören möchtest
"Innovation geht zwangsläufig auch immer mit Fehlern einher. Wir wollen versuchen, die Fehlerzahl niedrig zu halten und natürlich wollen wir auch nicht absichtlich welche begehen. Wenn wir uns jedoch vorangehen wollen, müssen wir auch kalkulierte Risiken eingehen. Nicht jeder Fehler ist vermeidbar – also lasst uns aus ihnen lernen und uns mit ihrer Hilfe weiterentwickeln."
4. "Mich interessieren keine Probleme, mich interessieren Lösungen"
Ein Unternehmen ist kein Kindergarten und deine Vorgesetzten nicht dafür da, all deine Probleme aus der Welt zu schaffen – wenn kein Papier mehr im Drucker ist, leg neues ein: wenn du von jemanden noch Statistiken brauchst, frag bei der Person nach. Außerdem hast du viele Talente und Stärken, die du gerne unter Beweis stellen möchtest – bei jedem deiner Schritte vom deinem Chef, der dir ununterbrochen über die Schulter guckt, wie von einer Glucke bemuttert zu werden, wünscht sich sicherlich auch niemand. Aber manchmal gibt es eben auch Probleme, die nicht einfach so nebenbei zu lösen sind und bei denen du wie vor einer unüberwindbaren Mauer stehst.Was du stattdessen hören möchtest
Am Ende ist ein Vorgesetzter auch da, um dir in schwierigen Fällen hilfreich zur Seite zu stehen. Dieses Klima sollte er dir auch so vermitteln: "Wir alle stehen in unserem Laufbahn einmal vor dem einen oder anderen Problem. Ich habe keine Zweifel, dass Sie das Problem lösen werden. Falls Sie dennoch einmal nicht weiterwissen, können Sie natürlich gerne vorbeikommen und wir schauen uns Ihre Lösungsvorschläge gemeinsam an und überlegen, was zu tun ist."
Du hast vielleicht schon gemerkt, dass alle vier Punkte auf einen gemeinsamen Nenner herunterzubrechen sind: Ein Chef muss ein guter Kommunikator sein. Und dazu zählt auch, kritisch über die Signale, die sie senden, nachzudenken. So gelingt auch eine positive Auswirkung aufs Team.
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