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Noch immer verlaufen die meisten Vorstellungsgespräche in Deutschland nach einem bestimmten Muster: Kurze Begrüßung; Gespräch über dich und deinen Werdegang; eine kleine Vorstellung des Unternehmens durch deinen potenziellen Arbeitgeber; Fragen nach deiner Motivation bzw. was gerade dich für diese Stelle qualifiziert; Organisationsteil; deine Fragen; Verabschiedung. Je nachdem, was ihr im Vorstellungsgespräch besprochen habt, musst du nun noch einige Tage oder Wochen auf eine Rückmeldung warten, dann weißt du, ob du Job bekommst oder nicht.

Doch der Vorstellungsprozess kann auch anders aufgezogen sein. Manchmal gibt es ein einführendes, allgemeiner gehaltenes Vorstellungsgespräch, das die Auswahl an Bewerberinnen und Bewerber einschränken soll. Hast du einen positiven Eindruck gemacht, wirst du zu einem zweiten Vorstellungsgespräch eingeladen, bei dem meist andere Gesprächspartner – z.B. direkte Vorgesetzte – sitzen. Auch Assessment-Center kommen immer mehr in Mode. Hier wird das Vorstellungsgespräch, das in der Regel zwischen 30 und 60 Minuten dauert, durch ein Personalbewertungsverfahren ersetzt, das aus verschiedenen Gesprächsphasen, Aufgaben und Einzel- und Gruppentests bestehen kann. Meist nehmen mehrere Bewerber daran teil.

Statt vor Ort Aufgaben zu erfüllen, geben manche Unternehmen diese den Bewerbern auch mit nach Hause, die du in einem bestimmten Zeitraum abarbeiten sollst, sozusagen eine Form des Probearbeitens. Das kann z.B. die Aufgabe sein, dir eine Marketingstrategie für ein Produkt oder ein neues Branding für die Firma zu überlegen.

Hier bietet sich für dich eine weitere Möglichkeit, den Personaler endgültig von dir und deinen Fähigkeiten zu überzeugen. Es ist also keine Frage, dass du diese Aufgaben seriös und mit bestmöglicher Konzentration angehst. Aber natürlich gibt es auch hier einige Fallstricke und Fehler, die du machen kannst. Wir nennen dir sechs davon, die häufig gemacht werden, aber in der Regel einfach zu vermeiden sind:

1. Nicht genau zuhören oder lesen

Vermutlich kennst du es noch aus dem Studium, von der Führerscheinprüfung oder aus der Schule: Die Aufgaben sind so furchtbar einfach, dass du nicht einmal die Hälfte der Zeit brauchst, um sie zu erledigen und mit dem Gefühl nach Hause gehst, eine Eins mit Sternchen einzuheimsen. Die böse Überraschung kommt, wenn du die Prüfungsergebnisse erfährst: Irgendwie hast du dich gerade so durchgewuselt. Nachdem du die Klausur durchgegangen bist, stellst du auch fest, wieso. Du hast die Fragen nur überflogen und einige von ihnen deswegen falsch verstanden. Fehler gehören natürlich zum Leben dazu, aber solche Flüchtigkeitsfehler sind immer ärgerlich, vor allem, wenn du ihretwegen am Ende gar den Job nicht bekommen solltest. Hör also genau hin oder lies dir die Aufgaben genau durch, bevor du dich an ihre Bearbeitung machst. Nichts ist ärgerlicher, als sie falsch zu beantworten, weil du nicht genau aufgepasst hast.

2. Du hast nicht nachgefragt

Es kann natürlich passieren, dass du die Aufgaben, obwohl du aufmerksam warst, trotzdem nicht ganz verstehst. Aber du hast immerhin eine Vermutung, was gemeint sein könnte, und das reicht ja eigentlich schon aus, schließlich wird man dir keine Quantenphysik vorlegen (außer du hast dich auf eine Stelle als Quantenphysiker beworben) – die Aufgabenstellung wird schon kein Böhmisches Dorf für dich sein.
Ob du nun keine Ahnung hast, was du tun sollst, oder zumindest eine vage Vermutung hast, was gemeint sein könnte – bist du dir nicht zu hundert Prozent sicher, frag lieber nach. Manchmal ist es sogar unerlässlich, weil dir vielleicht wichtige Informationen fehlen, die du als Bewerber nicht haben kannst. Denn die Aufgaben falsch zu bearbeiten, weil dir ein, zwei Punkte nicht klar waren und du dennoch nicht nachgefragt hast, ist fast so ärgerlich, wie die Aufgaben falsch zu bearbeiten, weil du die Aufgabenstellung nicht richtig gelesen hast.

3. Du lässt dein Wissen über das Unternehmen außen vor

Als Bewerber hast du natürlich nicht den gleichen Einblick in ein Unternehmen wie ein langjähriger Angestellter. Aber zumindest ein solides Grundwissen hast du für dein Vorstellungsgespräch ja bereits recherchiert. Ob du detaillierte Hintergrundinfos mitbekommst oder nicht, die Aufgaben, die dir gestellt werden, werden einen Bezug zum Unternehmen haben, denn sonst hätte man es auch allen leichter machen können und stattdessen alte Arbeitsproben von dir nehmen können. Denk also daran, dass auch du diesen Bezug herstellst, denn nicht immer ist dieser Bezug in der Fragestellung auch so impliziert zu lesen: Statt nach einer Marketingstrategie für eines der eigenen Produkte zu fragen, wird vielleicht nach einer Strategie für irgendein Produkt gefragt. Auch wenn du hier vielleicht deine Lieblingsmarke oder Lieblingsband nehmen möchtest, solltest du natürlich ein Produkt des Unternehmens nehmen, bei dem du dich bewirbst. Hierbei solltest du natürlich darauf achten, auf das Image des Unternehmens einzugehen – zeig, dass du dich mit dem Unternehmen auseinandergesetzt hast.

4. Du hast das Nötigste getan

Nicht immer zählt jede Note im Studium, manchmal reicht es einfach, eine Klausur lediglich zu bestehen. Ob du das mit Ach und Krach machst oder mit Bravour und voller Punktzahl macht – außer vielleicht für deinen eigenen Anspruch – keinen Unterschied. Solche Klausuren sind super, denn auch als Student hast du viel um die Ohren und nicht immer Zeit, wirklich alles zu lernen, du hast also die Möglichkeit, hier weniger Aufwand zu betreiben – es reicht, nur das Nötigste zu tun, damit du auf jeden Fall bestehst.

Gehst du mit dieser Strategie die Aufgaben an, die dir im Vorstellungsgespräch gestellt oder mitgegeben werden, ist die Wahrscheinlichkeit, den Job nicht zu bekommen, sehr hoch. Hier musst du also anders agieren. Nur das Nötigste zieht in diesem Fall nicht. Du musst hier mehr reinstecken. Manchmal kann eine falsche, aber ausführliche Antwort sogar besser sein als eine richtige, aber knappe Antwort, da du zeigst, dich mit der Firma und der Philosophie auseinandergesetzt zu haben. Mit diesen Aufgaben geht es auch darum, deine Fähigkeiten und deine Kreativität unter Beweis zu stellen und das funktioniert weniger darüber, einsilbige Antworten abzugeben als zu zeigen, dass du zu einem komplexen Denkprozess fähig bist.

5. Du verzichtest auf Korrekturlesen und Überarbeitung

Egal, wie die Aufgabe aussieht, die dir gestellt wurde – ein Marketingkonzept entwerfen, ein Modell bauen, ein Programm programmieren –, das letzte Wort, die letzte Folie oder der letzte Code bedeutet noch nicht, dass du mit der Aufgabe fertig bist. Um sicher zu gehen, dass sich keine Fehler eingeschlichen haben, solltest du das Ergebnis unbedingt noch einmal überprüfen. Je nachdem, wie lange du Zeit hast, solltest du dir ein paar Stunden oder vielleicht sogar eine Nacht Zeit lassen, bis du dich daransetzt, um die nötige Distanz zu haben.

6. Die Stelle oder das Unternehmen vermag dich nicht richtig zu begeistern

Nachdem du es im Bewerbungsprozess soweit geschafft hast, wirst du das eine oder andere über das Unternehmen gelernt haben und auch ein genaueres Gespür dafür haben, auf was für eine Stelle du dich überhaupt bewirbst. Du solltest die Gelegenheit nutzen, um deine Begeisterung zu zeigen – führst du die gestellten Aufgaben mit Akribie durch und präsentierst deine Fähigkeiten, ist das eine gute Art, deine Begeisterung zu demonstrieren. Auch wenn du das Ergebnis deiner Bemühung zurückschickst, ist das ein guter Moment, noch einmal auf dein Interesse hinzuweisen. Merkst du hingegen, das die Stelle nichts für dich ist, ist nun ein guter Zeitpunkt, dies höflich kundzutun und dich zurückzuziehen – so ersparst du dir und dem Unternehmen viel Zeit.

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