| Anna Faber
Fünf Fragen, die du dir nach einem großen Fehler stellen solltest
Um daraus die richtigen Lehren zu ziehen
Niemand macht gerne Fehler und doch passieren sie jedem einmal, mal mehr, mal weniger, mal schwerwiegender, mal nicht so gravierend. Wenn du an dein Studium und an deine Schulzeit denkst, werden dir bestimmt einige Fehler einfallen, die du gemacht hast. Aber auch durch dein Privatleben bist du ganz sicher nicht fehlerlos gestapft. Manchmal gibt dir ein Fehler sogar das Gefühl, dich völlig aus den Latschen zu hauen und sorgt für ein körperliches Unbehagen. Dein Magen wird flau und in deinem Kopf rattert es, du machst dir Vorwürfe und beim bloßen Gedanken daran, irgendjemanden diesen Fehler beichten zu müssen, lässt den Schweiß in Strömen fließen. Zum Glück ist das nicht bei jedem kleinen Fehlerchen so, aber so ein richtig großer, großer Patzer kann schon ziemlich unangenehm sein.
Die schlechte Nachricht: Einen fehlerlosen Bewusstseinszustand zu erreichen ist ein Ding der Unmöglichkeit und auch ein hohes Alter oder viel Erfahrung ist kein Garant dafür, dass dir nicht doch ein Lapsus unterläuft. Die gute: Du kannst aus jedem Fehler Erfahrung ziehen und an ihm wachsen. Der Trick ist nicht, Fehler um jeden Preis zu vermeiden, manchmal ist es sogar besser einen Fehler zu machen als gar keinen. Manche bahnbrechende Erfindung, die wir heute wie selbstverständlich nutzen, entstand aus einem Fehler heraus, wie beispielsweise das Penicillin.
Der konstruktive Umgang mit Fehlern ist die Grundvoraussetzung, um aus ihnen einen Lerneffekt zu erzielen. Wir nennen dir fünf Fragen, die du dir stellen solltest, wenn dir – nicht nur auf der Arbeit – ein großer Schnitzer unterlaufen ist:
1. Was ist passiert?
Diese Frage ist nicht immer so leicht zu beantworten, wie es auf den ersten Blick scheint. Du weißt, dass du es vermasselt hast und der erste Reflex ist meist, dein Gesicht zu wahren, sei es, indem du dich herausredest oder versuchst, dein Missgeschick unter den Tisch fallen zu lassen. Der zweite ist schon achtbarer: Du willst aktiv werden. Sowas kann aber auch schnell zu einer Alibihandlung verkommen nach dem Motto: Lieber irgendetwas gemacht, als gar nichts gemacht. Das ist jedoch selten hilfreich.Deswegen solltest du dich fragen, was eigentlich passiert ist. Hast du eine Anweisung oder eine Anleitung missverstanden? Einen Arbeitsschritt übersehen? Und an welcher Stelle ging dein Projekt oder deine Aufgabe den Bach runter? Bevor du dich daran machst, deinen Fehler zu beseitigen, ist es wichtig festzustellen, wo dessen Ursprung liegt – das hilft dir bei den nachfolgenden Punkte.
2. Wie löse ich das Problem?
Dieser Schritt ist nicht immer leicht. Spätestens jetzt musst du dir den Fehler eingestehen, denn nun ist der Moment, an dem du dich daran machst, deinen Fehler zu korrigieren. Es ist immer besser, selbst die Lösung eigener Fehler anzugehen statt darauf zu warten, dass es jemand anderes tut oder gar darauf zu hoffen, dass keiner den Fehler bemerkt und er sich von alleine löst (oder so lange unentdeckt bleibt, bis er nicht mehr auf dich zurückfällt).Ist es wichtig, den Fehler sofort zu beheben, weil sonst der Arbeitsprozess nicht weitergeführt werden kann? Musst du deine Vorgesetzte oder deine Kollegen instruieren?
Bestimme, was du als nächstes tun musst und leg los.
3. Muss ich mich bei jemanden entschuldigen?
Dieser Punkt wird, in Anbetracht seiner Wichtigkeit, häufiger übersehen. Klar, es ist wichtig, deinen Fehler zu beheben, aber nicht immer ersetzt das auch gleich eine aufrichtige Entschuldigung.Fehler passieren, aber manchmal wirken sie sich auch auf andere Projekte im Unternehmen oder Kollegen aus. Dann solltest du die Größe zeigen, dich zu entschuldigen. Du wirst sehen, zu deinen Fehlern zu stehen kann viel bewirken.
4. Wie verhindere ich den gleichen Fehler in Zukunft?
Nachdem du den Ursprung des Fehlers erkannt, diesen gebannt und dich für ihn, sofern nötig, entschuldigt hast, ist es Zeit, deinen Blick auf die Zukunft zu richten. Zu wissen, wie der Fehler entstanden ist, ist nicht immer gleichbedeutend damit, diesen auch zu verhindern. Finde also heraus, wie du ihn zukünftig am besten verhinderst kannst – einen Fehler einmal, unter gewissen Umständen auch zweimal zu machen, ist eine Sache, eine andere ist es, ein und denselben Fehler immer und immer wieder zu machen. Vielleicht muss ein Arbeitsprozess überarbeitet werden, weil bestimmte Schritte nicht mehr zeitgemäß sind. Manchmal reichen schon Kleinigkeiten, beispielsweise eine kurze Rückversicherung aus einer anderen Abteilung oder ein kleiner Notizzettel am Arbeitsplatz.5. Was nimmst du aus dieser Erfahrung mit?
Deine Reflektion ist hier aber noch nicht zu Ende, denn du willst nicht nur wissen, wie du den gemachten Fehler in Zukunft verhinderst, du möchtest gerne noch etwas darüber hinausmitnehmen.Vielleicht lernst du, dass es sinnvoller ist, lieber noch einmal nachzufragen oder schnell Klarheit zu verschaffen, wenn dir eine Aufgabe nicht ganz verständlich erscheint. Oder du merkst, wie sehr du dich auf deine Kollegen verlassen kannst, die dir sofort und unkompliziert bei der Lösung deines Problems beistehen. Oder du beginnst einen Arbeitsablauf nicht einfach so hinzunehmen, weil er "immer schon so gemacht" wurde, sondern ihn zu hinterfragen und zu prüfen, ob er optimiert oder verändert werden muss.
Was es auch ist, wenn du eine Kernerfahrung für dich aus einem Fehler ziehen kannst, wirst du auch Lerneffekt daraus mitnehmen.
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