| Marie Saifert
Wann es eine gute Idee ist, ein Vorstellungsgespräch zu einem Job anzunehmen, den du eigentlich gar nicht willst
Und wann doch eher nicht
Bei der Jobsuche brauchst du manchmal Geduld – besonders wenn all deine Kommilitoninnen und Kommilitonen scheinbar mühe- und nahtlos vom Studium in die Arbeitswelt überwechseln und du plötzlich der einzige in deinem Umfeld bist, der nach zwei, drei Monaten noch zu Hause am Schreibtisch sitzt und Bewerbungen schreibt, ist Geduld eine wichtige Eigenschaft, um deine Karriereplanung nicht ungewollt zu torpedieren. Denn obwohl es dir in den Fingern juckt und du deine Fähigkeiten und dein Wissen gerne in einem Job einbringen möchtest, solltest du nicht einfach das nächstbeste Angebot annehmen. Es kann passieren, dass der Start in die Karriere etwas holprig und nicht wie gemalt verläuft, aber wenn du deine Entscheidungen mit Ungeduld triffst und einen Job annimmst, der nicht zu deinen Zielen passt, hast du die Karriere kurzerhand abgewürgt und es dauert eine Weile, bis sie wieder in Fahrt kommt.
Anders sieht es mit Vorstellungsgesprächen für Jobs aus, auf die du eigentlich keine Lust hast. Sicherlich, sie kosten Zeit, ebenso wie du natürlich Zeit in die Bewerbung stecken musst, um überhaupt eine Einladung zum Vorstellungsgespräch zu bekommen. Aber es kann für dich durchaus sinnvoll sein, dich auch auf eine Stelle zu bewerben und zu einem Vorstellungsgespräch zu gehen, von dem du noch nicht so richtig überzeugt bist. Wir sagen dir, wann es sich für dich lohnt und wann nicht:
1. Übung macht den Meister
Du hast den Spruch bestimmt schon zehntausend Mal von deinen Eltern gehört, von deinen Lehrern, deinem Trainer im Verein oder deiner Gitarrenlehrerin. Es gibt viele solcher Sprüche und Sprichwörter, die dir eine Weisheit vermitteln sollen, im Endeffekt aber gar nicht so lehrreich sind, weil sie nicht stimmen. "Übung macht den Meister" gehört jedoch nicht dazu. Je mehr du etwas übst, desto besser wirst du darin. In diesem Fall sorgt Wiederholung auch dafür, dass du und deine Antworten natürlicher rüberkommen. Vielleicht hattest du bisher etwas Pech oder einfach noch nicht das Richtige gefunden, aber vielleicht ist der Grund, warum du noch immer auf der Suche bist, dass du dich noch unsicher in Vorstellungsgesprächen fühlst und du dich einfach noch nicht perfekt zu präsentieren weißt. Hier hast du ein nahezu perfektes Training: Da du die Stelle sehr wahrscheinlich sowieso nicht möchtest, ist es egal, wie sich die Personaler entscheiden. Du hast also nichts zu verlieren. Du kannst befreit in das Gespräch gehen und dich "ausprobieren".Wann es nicht gilt:
So wichtig und sinnvoll Übung auch sein kann, so gibt es auch Ausnahmen, in denen es nicht sinnvoll für dich ist, das Vorstellungsgespräch anzunehmen. Um es als vollwertige Übung nutzen zu können, solltest du dich auch darauf vorbereiten wie auf ein "richtiges" Vorstellungsgespräch, bei dem es darum geht, am Ende die Stelle zu bekommen. Wenn du aber schon weißt, dass du dafür keine Zeit haben wirst, solltest du es lieber sein lassen.
Gleiches gilt, wenn du Position im Leben nicht haben möchtest, komme, was auch wolle. Es gibt nämlich einen Unterschied zwischen "eigentlich gar nicht wollen" und "Den Job würde ich niemals, niemals machen und wenn es der einzige wäre, der mir jemals angeboten würde". Dann wäre es offensichtlich Zeitverschwendung, wenn du zu dem Vorstellungsgespräch gingest, denn dein Lernerfolg wäre gleich null.
2. Überraschung!
Vielleicht kennst du ja auch diesen Moment: Dein Geburtstag steht vor der Tür und alle fragen dich schon, wie du ihn feiern willst. Die letzten Jahre hast du jedenfalls ausgiebig und gerne gefeiert, aber dieses Jahr … so richtig mag keine Lust aufkommen. Klar wäre es einerseits nett, aber es bedeutet auch wieder Arbeit und … es stellt sich eben einfach keine wirkliche Lust ein. Und so versandet die Planung und du lässt deinen Geburtstag ein bisschen unter dem Radar laufen. Am Abend deines Geburtstages kommst du dann von der Uni nach Hause – oder deine beste Freundin oder dein bester Freund holen dich zu einem Bier ab, denn eine halbe Stunde auf dich anstoßen, das muss schon drin sein – und dann: Überraschung! Deine Freunde haben sich zusammengetan, eine Überraschungsparty zu schmeißen und obwohl du ja nicht so richtig Lust hattest, so ist es am Ende doch schön.Ähnlich kann es mit dem Vorstellungsgespräch verlaufen. Die Stellenanzeige war etwas schwammig formuliert und obwohl es nicht genau das war, was dich wirklich angesprochen hat, hast du dich dennoch beworben. Aus Verlegenheit vielleicht oder weil die Angebote in dieser Woche eher mau waren. Ohne große Erwartungen bist du hingegangen und dann: Überraschung! Was dir erzählt wurde, klang richtig gut und auch deine Aufgaben und Tätigkeiten wurden nun genauer umrissen – und auf die Projekte, die dir in Aussicht gestellt wurden, hast du richtig Bock. Die Stelle ist ziemlich nah dran an deinem Traumjob. Natürlich ist dieser Verlauf nicht unbedingt die Regel – aber um herauszufinden, ob der Job nicht doch eine Möglichkeit für dich wäre, musst du zuerst zum Vorstellungsgespräch gehen.
Wann es nicht gilt:
Ein Vorstellungsgespräch anzunehmen, in das du mit geringen Erwartungen gehst, kann dir weitere Optionen ermöglichen. So schön es aber auch klingt, aus mehreren Möglichkeiten auswählen zu können, manchmal können einen zu viele Optionen jedoch auch hemmen. Wenn du dich sowieso schon mit Entscheidungen schwer tust und du dich so unweigerlich nur in die Situation bringst, dir deine Entscheidung zwischen mehreren Optionen noch schwerer machen, dann solltest du dir ebenfalls kein solches Vorstellungsgespräch aufbürden.
3. Der Türöffner
In vielen Unternehmen sind die Personaler nicht nur für eine Stellenbesetzung, sondern für mehrere tätig. Auch wenn aus der Stelle, auf die du dich beworben hast, am Ende nichts wird, kann es sich dennoch für dich lohnen. Haben die Zuständigen einen guten Eindruck von dir bekommen und sehen dich vielleicht einfach nur nicht in dieser bestimmten Position, kann es sein, dass sie dir einen Vorschlag für eine Stelle im Unternehmen machen, die eher zu dir passt. Wenn du dich im Vorfeld gut vorbereitet und das Unternehmen recherchiert hast, ist dir vielleicht auch eine Position aufgefallen, auf der du dich besser aufgehoben fühlen würdest, so kannst du im Vorstellungsgespräch deine Fähigkeiten besser herausstellen. Selbst wenn es nicht auf Anhieb etwas wird: Behalte das Unternehmen im Auge, so dass du dich bei deiner Kontaktperson melden kannst, sobald es eine Stellenausschreibung für die Position gibt, auf die du geschielt hast.Wann es nicht gilt:
Du solltest den Job, für den du dich bewirbst, in gewisser Weise auf dem Radar haben. Bewirbst du dich nur auf eine Stellenausschreibung, um irgendwie den Fuß in die Tür zu bekommen und so an deine Traumposition zu gelangen, ist das keine gute Idee. Wenn du dich förmlich zusammennehmen musst, um so etwas wie Interesse an der Stelle vorzutäuschen, wird das garantiert auch den Personalern nicht verborgen bleiben, ebenso, wenn du dein Vorstellungsgespräch mehr auf deinen Traumjob als auf die eigentliche Stellenausschreibung ausgerichtet hast. Auch Personaler haben manches um die Ohren und sind nicht unbedingt erfreut, wenn offensichtlich ihre Zeit verschwendet wird. Hier wäre beispielsweise ein Vorabgespräch sinnvoller, in dem du darauf zu sprechen kommst, dass du eigentlich eher an einer anderen Stelle Interesse hättest und die Möglichkeiten dafür auslotest. Falls die Person nicht direkt für den Bereich zuständig ist, kann sie dir aber womöglich die Kontaktdaten weitervermitteln.
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